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Buch des Monats Juni 2017

Robert Seethaler: Ein ganzes Leben. Roman. München: Hanser Berlin. 2014. 154 Seiten.

ISBN: 978-3-446-24645-4; 18,40Euro

Sieben Jahrzehnte -  ein Menschenleben- erzählt in einem schmalen Roman?

Nicht ganz so euphorisch wie die deutschen Medien rezipierten die Landsleute Robert Seethalers sein 2014 erschienenes Buch „Ein ganzes Leben“. Umso mehr erstaunt- und hoffentlich erfreut- es die Leser und Leserinnen Österreichs heuer, da der Wiener Autor den “Anton Wildgangs-Preis“, den Literaturpreis der Österreichischen Industrie, welcher im letzten Jahr an die Linzerin Margrit Schreiner ging, 2017 Robert Seethaler verliehen wurde. Laudator Prof. Dr. Johann Holzner betonte: „Wir müssen uns Robert Seethaler als einen furchtlosen Autor vorstellen. In seinen Büchern kommen nämlich in erster Linie Figuren zu Wort, die nicht viel zu sagen haben, die lieber schweigen als reden, oft sogar verstummen“ (OTS - Presseinformation, 9.Mai 2017).
So müssen wir uns auch Andreas Egger, den Helden in Seethalers Buch vorstellen: als uneheliches Kind weggegeben, wächst er bei einem machthungrigen, brutalen Bauern auf und trägt zeitlebens eine Behinderung,  einen Oberschenkelbruch, aufgrund der Züchtigung durch den Bauern, davon. Zu allem Unglück stirbt auch Eggers  geliebte Braut bei einem Lawinenunglück. Doch Egger, der zeitlebens an Grenzen stößt, erträgt sein Leben. In unaufgeregter, leiser, fast trockener Sprache erzählt der Autor die sieben Jahrzehnte andauernde Geschichte eines Hilfsarbeiters, eines Menschenlebens, das geprägt ist von der harten Arbeit im Bergbau. Ein Roman, der den Übergang von der Agrar- und Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft nachzeichnet. Seethaler erzeugt Sympathie für seine Figuren, die trotz wiederkehrender Hindernisse dem Leben zugewandt bleiben und eine Neuanfang wagen. Eine empfehlenswerte Lektüre!

Cornelia Stahl