Aktuell: Amoklauf in einer Grazer Schule

Wie mit den Informationen umgehen

In ganz Österreich herrscht große Bestürzung über den Amoklauf am Grazer BORG Dreierschützengasse. "Meine Gedanken und Gebete sind zuerst bei den Opfern und ihren Eltern, Familien, Freunden, besonders auch bei denen, die nach wie vor um ihre Kinder bangen", schreibt Kardinal Christoph Schönborn. Eine Hilfe mit dem unfassbaren umzugehen stellte die STUBE (Studien- und Beratunsgstelle für Kinder- und Jugendliteratur) zusammen.

In Österreich gilt seit 14.45 Uhr eine dreitägige Saatstrauer. Am Mittwoch um 10 Uhr ist eine österreichweite Trauerminute für die mittlerweile 11 Todesopfer angekündigt.

"Trotz der großen Trauer, die alle fühlen, wollen wir für uns gut sorgen – wir sind selbst betroffen, aufgewühlt. Es ist fast unmöglich, dass unsere Kinder nichts von diesem Massaker mitbekommen haben – es ist in den Nachrichten, auf den Screens in den öffentlichen Verkehrsmitteln", schreibt Elternbildnerin und Regionalbetreuerin Claudia Umschaden in einem Kommentar.

Leitfaden: Wie mit der Situation umgehen

Und da stehen sie da, unsere Kinder mit großen Augen und vielen Fragen:
Kann das auch in meiner Schule passieren? Warum schießt jemand auf andere Menschen? Was ist da genau passiert? 

Und auch Sie fragen sich vielleicht, wie kann ich über dieses schwierige Thema mit meinem Kind sprechen?

Wir haben für Sie einen Leitfaden vorbereitet …

  1. Reden Sie mit ihrem Kind darüber, sprechen sie jugendliche Kinder auch direkt an und verheimlichen Sie weder den Grund noch das Ereignis, denn Unsicherheit erzeugt noch mehr Angst. Sprechen Sie ehrlich und altersentsprechend, ohne zu dramatisieren – Eltern dürfen auch ihre eigene Betroffenheit äußern und ihre Ängste mitteilen. Und verbreiten sie keine Gerüchte - bleiben sie bei den Fakten.
  2. Nachfragen: Wie geht es Dir mit dem Gehörten? Was möchtest Du noch von mir wissen? Was hast Du gehört? Kinder müssen fragen dürfen – es gibt keine dummen Fragen. Wenn sie auf etwas keine Antwort haben, dann sagen sie das ehrlich.
  3. Alle Gefühle sind erlaubt und wichtig! Jeder Mensch geht in einer solchen Situation anders um und zeigt seine Emotionen anders: Trauer, Wut, Angst, Frustration, Ärger – alles darf sein und ist normal. Nehmen Sie die Gefühle ernst, ziehen sie diese nicht ins lächerliche. Kinder wollen spüren, dass jemand da ist, der sie ernst nimmt – so können sie schwierige Erlebnisse besser verarbeiten. Es hilft, wenn wir als Eltern einfach dabeisitzen und mit Ihnen trauern, weinen, uns ärgern. Wenn Kinder spielen gehen, ist das auch ok.
  4. Richtiger Nachrichtenkonsum: gönnen Sie sich eine Pause von der Berichterstattung, um die Nachrichten auch verdauen zu können. Kinder unter 10 Jahren sollten keine Nachrichten ansehen, Jugendliche gemeinsam mit ihren Eltern, um dann auch gemeinsam über das Gesehene zu sprechen. Eine Ablenkung durch eine gemeinsame Aktivität, einen Spaziergang. ein Spiel, gemeinsames Kochen tut gut. Auch ein gemeinsames Gebet, ein guter Gedanke, ein Kerzerl anzünden kann für unser Kinder tröstlich sein.
  5. Kann so etwas auch an meiner Schule passieren? Zum Glück sind solche Ereignisse in Österreich eine Ausnahme.

Worte für das Unfassbare

"Es gibt Momente im Leben, da bleibt man fassungslos, schockiert und traurig zurück. Da gibt es keinen Ausdruck mehr und doch versucht man, um Worte ringend Antworten zu finden. Eine Möglichkeit das Unfassbare fassbarer zu machen, sind Gedichte und Gebete: zum selber Trost finden beim Lesen, einander vorlesen oder auch als Impuls bei Gottesdiensten und Andachten", schreibt Heidi Lexe und ihr Team. DIe STUBE (Studien- und Beratungsstelle für Kinderund
Jugendliteratur, www.stube.at) stellte anlässlich des Amoklaufes eine adhoc-Hilfe zusammen.

PDF-Datei: stube_worte-fuer-das-unfassbare.pdf

Unterstützung in Anspruch nehmen

"In derartigen Ausnahmesituationen sind Ängste, Ohnmachtsgefühle oder Unsicherheiten ganz normal – auch für Erwachsene. Sollte man das Gefühl haben, allein damit nicht zurechtzukommen, sollte man nicht zögern, sich Hilfe zu holen", rät die Website des ORF-Steiermark. Für alle jungen Menschen stehen die Expertinnen der Notrufnummer 147 rund um die Uhr, kostenlos und anonym zur Verfügung.

gr/gr