KiBi - Buch des Monats Mai 2025

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Buch des Monats Mai

Thomas Arzt: Das Unbehagen.
Salzburg: Residenz Verlag, 2025.
256 Seiten.
€ 26,00

Ein Unbehagen, das uns aus der Wohlfühlzone herauskatapultiert

Ein diffuses Unbehagen durchzieht das Stimmungsbarometer des Lehrers Lorenz Urbach. Ein Lehrer, der in die Jahre gekommen ist. Die weltweiten gesellschaftlich Veränderungen wie Klimawandel und Rechtsextremismus lösen in ihm Gefühle der Überforderung aus. Mit Unregelmäßigkeiten in seinem beruflichen Alltag ging er noch vor einigen Jahren routiniert um, konnte sie mit einem „Feierabendbier“ hinunterspülen und abschalten. Doch so einfach geht das jetzt nicht mehr. Die mentale Unruhe befällt ihn tags, und nachts sowieso. Ungekannte Aggressionen scheinen ihn zu bewohnen. Bis er eines Tages in der Schule die Fassung und auch die Kontrolle über sein Handeln verliert. Gegenüber einem Kollegen wird er handgreiflich. Blut tropft auf den Fußboden der Schule. Nicht nur beruflich strauchelt Urbach. Die Trennung von Frau und Tochter hat ihn aus gewohnten Bahnen geworfen

Zeitgleich tauchen Berichte auf über Menschen, die sich an Gegenständen festkleben und protestieren. Und dann ist da plötzlich in den Alpen dieses blutrünstige Tier, von dem keiner genau weiß, wer oder was im Wald sein Unwesen treibt.

Urbach erinnert sich an Theresa, seine einstige Jugendfreundin, die seit geraumer Zeit im Wald als Aussteigerin lebt. Er macht sich auf den Weg, um Theresa zu suchen.

Der Autor erzählt in atemberaubenden Tempo und vor der Hintergrundfolie mitunter angstauslösender Alpenmythen. Er skizziert das Ineinandergreifen der von Krisen und Kriegen geprägten Gegenwart und deren Einfluss auf das Individuum.

Ein Roman, der dazu anregt, die Langzeitfolgen gesellschaftlicher Veränderungen genauer wahrzunehmen und zu reflektieren. Ein spannender Roman, der gleichzeitig unterhält. 

Thomas Arzt, geboren 1983 in Oberösterreich, studierte Drehbuch in München und Theaterwissenschaft in Wien. Sein Debüt „Die Gegenstimme“ erschien 2021.

Erwachsenen empfohlen!
Cornelia Stahl

dz/dz